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Sichtbarkeit im Internet: Wie Unternehmen für ihre Zielgruppe präsent werden

„Wir wollen Online sichtbarer werden!“ – das ist ein Wunsch, den ich von vielen Bestandskunden und potenziellen Kunden, aber auch von anderen Unternehmen und Unternehmern immer wieder zugeworfen bekomme. Doch was bedeutet Sichtbarkeit eigentlich? Was will der oder diejenige mit dem Ziel der Online Sichtbarkeit überhaupt erreichen?

In diesem Artikel erfährst du alles, was du zum Thema Online Sichtbarkeit wissen musst – nicht nur in der Theorie sondern auch in der Praxis. Ich richte mich damit sowohl an Solopreneure, die ihre eigene Personal Brand online aufbauen möchten, als auch an Unternehmen, die online „sichtbarer“ werden möchten.

Was bedeutet Online Sichtbarkeit?

Ich konnte den Eindruck gewinnen, dass viele Unternehmen oder gar auch Marketing-Manager von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) gerne sehr eindeutig messen wollen. Die dabei priorisierten Kennzahlen (KPIs) hängen stark von der bevorzugten Strategie ab. Ein Beispiel aus meiner Branche, der Suchmaschinenoptimierung:

Wir konnten die Zahl der organischen Besucher in den letzten 3 Monaten um 20 % steigern. Dadurch haben wir eine größere Sichtbarkeit erreicht.

Diese Definition ist absolut in Ordnung. Je mehr Besucher auf einer Website sind, desto mehr nehmen auch die Marke oder das Unternehmen bzw. den Unternehmer wahr. Doch ist diese eindimensionale Messung gleichzusetzen mit wahrer Online Sichtbarkeit? Ich denke nein.

Vielmehr kann beispielsweise der Traffic auf einer Website nur ein Faktor unter vielen sein, um eine Online Sichtbarkeit zu messen. Besucher alleine bringen einem Unternehmen noch lange keine Kunden oder Kontaktanfragen. Besucher kaufen nicht automatisch das Produkt, welches auf der Website angeboten wird.

Also was bedeutet Online Sichtbarkeit dann?

Online Sichtbarkeit ist vereinfacht gesagt die Brücke zwischen dir bzw. deinem Unternehmen und dem damit verbunden Angeboten, also z.B. ein Produkt oder eine Dienstleistung sowie dem Wunschkunden auf der anderen Seite.

Was ist der Unterschied zwischen Online Sichtbarkeit und Online Marketing?

Prinzipiell gibt es recht viele Schnittmengen zwischen Online Sichtbarkeit und Online Marketing, trotzdem möchte ich an dieser Stelle versuchen, die beiden Begriffe etwas voneinander abzugrenzen. Online Marketing ist meist an konkrete Strategien und Taktiken verknüpft, Online Sichtbarkeit hingegen bezieht das Angebot bzw. die Persönlichkeit des Unternehmers oder des Unternehmens mit ein. Das bedeutet, dass Online Sichtbarkeit tiefgründiger als bloße Vermarktung zu verstehen ist.

Im nächsten Abschnitt gehen wir auf die verschiedenen Kernaspekte einer Online Präsenz ein – dieses Konzept lässt sich sowohl für Personal Brands, also z.B. für Selbstständige oder Solopreneure, als auch für kleine und mittlere Unternehmen anwenden.

Welche Kernaspekte kennzeichnen eine gelungene Online Sichtbarkeit?

Im Folgenden nenne ich meine ausgewählten Kernaspekte bzw. Elemente, welche eine Online Sichtbarkeit kennzeichnen. Dieser Teil hat zunächst einmal relativ wenig mit Online Marketing oder gar Vermarktung allgemein zu tun, sondern es geht um Grundsätze.

Präsenz und Wahrnehmung

Grundvoraussetzung für eine Sichtbarkeit ist natürlich die Wahrnehmung. Menschen, darunter auch deine Wunschkunden, müssen auf dich aufmerksam werden. Das geht nur dann, wenn du dich auch zeigst. Für Unternehmen kann das eine eigene Website, eine Social-Media Präsenz, einen Podcast oder einen Youtube-Channel bedeuten.^

Ganz wichtig bei der Präsenz ist, dass es eben nicht darum geht, eine 0815 Website ins Leben zu rufen und dort einfach alle Broschüren von der letzten Messe in PDF-Form draufzuklatschen. Es geht auch nicht darum, einen Unternehmensblog zu starten und tagtäglich darüber zu berichten, wie toll das eigene Unternehmen doch ist.

Vielmehr geht es heutzutage darum, eine persönliche Bindung zum potenziellen Wunschkunden herzustellen. Das funktioniert nur dann wirklich gut, wenn dein Unternehmen nach außen Werte kommuniziert bzw. wenn es ein Gesicht gibt. Wiedererkennungswert ist hier wohl das richtige Wort.

Die unterschiedlichen Stufen von Präsenz und Wahrnehmung

Gerade für Selbstständige aber auch für eher traditionell veranlagte Unternehmen ist es oft schwer, die eigene Persönlichkeit bzw. die eigenen Werte nach außen zu präsentieren. Mit einem eigenen Blog ist es beispielsweise relativ einfach, Präsenz zu zeigen. Man versteckt sich hinter Worten und Inhalten, doch trotzdem wird man, sofern die Inhalte beispielsweise gut in der organischen Suche von Google ranken, wahrgenommen.

Echtes Vertrauen zwischen dem Wunschkunden und dir als Unternehmen oder Unternehmer bildet sich aber durch bloße Wörter noch lange nicht. Erst wenn du eine Stufe weitergehst und die Inhalte auf deiner Website z.B. durch Bilder von dir oder gar Videos erweiterst, kann deine Persönlichkeit wirklich ausgedrückt werden. Nur wer sich eben nicht hinter Stock-Fotos und bloßen Textwänden versteckt, ist nicht nur sichtbar, sondern wird auch aktiv wahrgenommen.

Eine kleine Übungsaufgabe:

Damit du dir über den Einfluss von Videos, echten Bildern oder gar Audio-Formaten bewusst wirst, kannst du dich einmal in deiner Branche umschauen. Wenn du beispielsweise so wie ich als SEO-Berater aktiv bist, schau dir doch einmal deine Konkurrenz genauer an. Welcher Konkurrent hat eine eigene Website? Wie gut ist diese Website gemacht? Präsentiert er sich dort mit seiner Person? Gibt es Videos, schöne und hochwertige Bilder oder gar Audio-Formate wie z.B. Podcasts?

Wenn du dir beispielsweise 100 Konkurrenten angeschaut hast, wirst du nach ein paar Stunden schon wieder fast alle vergessen haben – mit Ausnahme derer, die du besonders stark wahrgenommen hast. Und das sind in der Regel die, welche eben nicht nur eine einfache Website mit Stock-Fotos haben, sondern auch tiefgründigere Inhalte wie eben Videos oder Podcasts.

Glaubwürdigkeit und Relevanz

Wie bereits erwähnt geht es nicht darum, dein Unternehmen oder gar deine Persönlichkeit penetrant in den Vordergrund zu stellen, sondern glaubwürdig zu agieren und Inhalte zu erstellen, welche die Zielgruppe interessieren. Vielmehr zählt es, Inhalte zu erschaffen, welche die Probleme und Wünsche der Zielgruppe anspricht. Persönlichkeit und Wahrnehmung verstärkst du, in dem du die Inhalte einzigartig mit deiner Persönlichkeit aufarbeitest.

Glaubwürdigkeit schaffst du, in dem du keine Inhalte erstellst oder gar Produkte anbietest, bei denen du offensichtlich keine Expertise hast. Letztlich geht es eben nicht nur darum, Reichweite oder eben „Sichtbarkeit“ aufzubauen, sondern es geht primär darum, durch Glaubwürdigkeit, Relevanz und Beständigkeit Vertrauen zu schaffen.

Deshalb ist eine Metrik für sich alleine, wie beispielsweise die Anzahl der organischen Besucher pro Monat, nicht wirklich aussagekräftig. Je nachdem welche Ziele ich mit meiner Strategie verfolge, kann es sein, dass die Ziele trotz gesteigerter Besucherzahlen eben nicht erreicht werden.

Grundlage für Online Sichtbarkeit: Inbound Marketing oder Push vs. Pull

Damit man als Unternehmen oder als Unternehmer online wahrgenommen werden kann, bedarf es heute ganz eigenen Strategien. Viele Unternehmen mit denen ich täglich zu tun habe, gerade im KMU-Bereich, haben ganz offensichtlich noch nicht mitbekommen, dass wir heute in einer Informationsgesellschaft leben.

Werbung im TV oder in Zeitungen funktioniert zwar stellenweise noch sehr gut (siehe z.B. hier), ist dabei aber primär für größere Unternehmen mit entsprechendem Marketing-Budget  oder gar für etablierte Brands geeignet.

Wer sich als kleines Unternehmen mit beschränktem Marketing-Budget in seiner Branche durchsetzen möchte, der sollte einen Fokus auf Inbound Marketing setzen. In diesem Artikel möchte ich jetzt keine Definition oder gar Erklärung für Inbound Marketing an sich geben, sondern die Grundsätze daraus nur kurz wiedergeben.

Exkurs: Inbound Marketing

Primär geht es darum, von potenziellen Kunden gefunden zu werden. Man erstellt als Unternehmen relevante Inhalte (Content), welche dem User, also z.B. einem Websitebesucher, bei seinen Problemen weiterhelfen.

Hauptmerkmal von Inbound Marketing, auch als Pull-Marketing bezeichnet, ist, dass es eben nicht störend auf den User wirkt. Outbound Marketing, auch als Push-Marketing bezeichnet, kann hingegen als störend wahrgenommen werden.

Sichtbar werden kann ein Unternehmen oder ein Unternehmer selbstverständlich mit beiden Arten von „Werbung“. Allerdings ist die Art und Weise von Inbound Marketing eine ganz andere. Jeder der schon einmal einen Neukunden durch eine starke Empfehlung bekommen hat, der weiß, dass diese Menschen wesentlich kaufbereiter sind als jene, welche man durch Lockangebote oder sonstige Arten von Push-Marketing gewinnen konnte.

Die Energie bzw. die Aktivität beim Inbound Marketing geht vom Kunden aus, sprich er ergreift meist die Initiative und nimmt letztlich Kontakt zum Unternehmen auf. Inbound Marketing kann allerdings nicht nur zur Kundengewinnung, sondern auch zur Pflege der fortlaufenden Kundenbeziehung eingesetzt werden. Das Unternehmen soll beim Inbound Marketing durch relevanten Content vom Wunschkunden gefunden werden. Der dabei eingesetzt Content muss qualitativ und relevant sein und soll, im Gegensatz zur klassischen Werbung, einen Mehrwert bzw. einen Nutzen zur Lösung der Probleme des Wunschkunden abzielen.

Online Sichtbarkeit steigern: Diese Möglichkeiten gibt es

Wer seine Sichtbarkeit im Internet steigern möchte, kann auf verschiedenste Methoden und Möglichkeiten zurückgreifen. Für jedes Produkt, für jede Branche oder gar auch für jede Dienstleistung sind unterschiedliche Kanäle besser bzw. schlechter geeignet. Prinzipiell ist eine Kombination aus verschiedenen Pull- bzw. Push-Methoden meist die beste Lösung. Nur wer es schafft, seinen potenziellen Wunschkunden an so vielen Stellen wie nur möglich zu erreichen, wird sich langfristig durchsetzen.

Ein großer Schwerpunkt ist und bleibt dabei die eigene Website. Egal ob als Freelancer mit eigenen Dienstleistungen, als Online Shop oder als klassisches B2B Unternehmen ohne Direktverkauf: der potenzielle Wunschkunde wird früher oder später die Unternehmenswebsite besuchen.

Damit die Sichtbarkeit der eigenen Website gesteigert werden kann, benötigt es relevante Inhalte (Content), welche durch Suchmaschinenoptimierung (SEO) so optimiert werden, dass sie bei relevanten Suchbegriffe der Zielgruppe gefunden werden. Durch diese Methode schafft man es, den Wunschkunden an verschiedensten Stellen in seinem Kaufprozess (Customer Journey) abzuholen.

Gleichzeitig kann es aber auch Sinn machen, abseits der eigenen Website Content zu erstellen, welcher ebenfalls von Wunschkunden ausfindig gemacht werden kann. Je nach Produkt oder Dienstleistung können sich dafür Instagram oder auch Facebook als Plattform eignen. Auch die Kombination bzw. das Zusammenspiel zwischen eigener Website und Plattformen bzw. Social Media allgemein kann sehr interessant sein. Dadurch können ganze Verkaufstrichter (Funnel) aufgebaut werden, durch welche der Wunschkunde durchgeschleust und zu einem Kauf hingeleitet wird.

Bildquelle: unsplash.com / Aleks Dahlberg